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Störendes Verhalten – soll ich den Mund aufmachen?

Mund aufmachen, wenn dich was stört

Von Bianca Koschel

16. August 2022


In unserer erweiterten Nachbarschaft hat es jüngst ordentlich geknallt! Jemand hat am Sonntag den Rasen gemäht und ein anderer ist daraufhin Wut schnaubend losgerannt und hat den Sonntags-Mäher lautstark auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht.

Neben einem Riesenkrach zwischen den beiden Beteiligten gibt es nun auch rege Diskussionen unter den übrigen Nachbarn. „Hat doch recht! Wenigstens am Sonntag muss man doch mal seine Ruhe haben!“ meinen die einen. „Mein Gott, wegen 10 Minuten Lärm so einen Stress machen…“ die anderen.

Wie gehen wir am besten damit um, wenn wir das Verhalten eines anderen Menschen als störend empfinden und uns darüber ärgern? Ist es besser, den Mund aufzumachen und das Problem anzusprechen oder sollte man ihn lieber öfter mal um des lieben Friedens willen halten?

Muss man immer gleich ein Fass aufmachen?

Gelegenheiten, mir diese Frage zu stellen, gibt es reichlich. Im Freibad finde ich es nicht so toll, dass der Teenager neben mir seine Musik bis hinten an aufdreht. Im Supermarkt könnte ich kotzen schreien, wenn eine neue Kasse aufmacht und die Leute von ganz hinten in der Schlange nach vorne sprinten. Und eine ehemalige Kollegin merkt einfach nicht, dass sie beim Sprechen viel zu nah kommt und ich immer wieder versuche, die für mich angenehme Distanz zwischen uns herzustellen.

Aber sind diese Dinge es wirklich wert, dass wir deswegen „ein Fass aufmachen“?

Ob wir störendes Verhalten ansprechen oder einfach mal fünfe gerade sein lassen, hängt für mich von verschiedenen Faktoren ab. Ich stelle mir in solchen Situationen immer folgende Fragen:

  1. Hindert mich das störende Verhalten daran, mich in diesem Moment wohlzufühlen oder kann ich es ohne große Einbußen meiner Lebensqualität hinnehmen?
  2. Ist mir dieser Anlass wichtig genug, um meine Energie in einen möglicherweise entstehenden Konflikt zu investieren?
  3. Bin ich jetzt gerade in der Stimmung für eine Kontroverse oder ist mir eher nach innerem Rückzug?

Diese Fragen wird jeder Mensch abhängig von der konkreten Situation, seinem Naturell und der Tagesstimmung unterschiedlich beantworten.

Nichts sagen und gleichzeitig aufregen ist schlecht!

Wenn ich diese Fragen für mich geklärt habe, weiß ich, ob ich mich mit „Mund halten“ oder „Mund aufmachen“ besser fühle. Wenn ich mich für ersteres entscheide, mache ich aber auch inneren Frieden mit dem als störend empfunden Verhalten und rege mich nicht stundenlang darüber auf. Nichts sagen und sich gleichzeitig aufregen ist ganz schlecht.

Dann doch lieber den Stein des Anstoßes offen ansprechen. Aber Vorsicht, gerade, wenn wir schon eine Weile vor uns hin gegratzt haben, vergessen wir gerne mal die Regeln der wertschätzenden und respektvollen Kommunikation. Persönliche Angriffe, Unterstellungen, Verallgemeinerungen und Du-Botschaften entwischen uns schnell, wenn wir genervt oder verärgert sind. Aber genau das verhindert einen konstruktiven Austausch und ein Ergebnis, mit dem sich am Ende alle okay fühlen. Dann geht es nämlich nicht mehr darum, eine Lösung zu finden, sondern sich gegenseitig das Selbstwertgefühl zu zerdeppern.

Die Menschen handeln FÜR sich, nicht GEGEN uns

Die Perspektive einzunehmen, dass andere Menschen meistens FÜR sich selbst und nicht GEGEN uns handeln, hilft oft dabei, nicht gleich auf 180 zu schalten, wenn wir uns von anderen gestört fühlen.

Ich kann getrost davon ausgehen, dass der Jungsche im Freibad die Musik nicht aufdreht, um mich zu ärgern. Wahrscheinlich kommt er nicht im Traum auf die Idee, dass es Menschen gibt, die nicht bei allem, was sie tun, ohrenbetäubend laute Musik brauchen.

Und natürlich kommt meine ehemalige Kollegin mir nicht so nah, weil sie mich bedrängen will, sondern weil sie selbst eine ganz anderes Nähe-Distanz-Bedürfnis hat als ich.

Das unverschämte Verhalten an der Supermarktkasse hat eine andere Dimension, wie ich finde. Die abnehmende Bereitschaft, Rücksicht auf Mitmenschen zu nehmen und sich solidarisch zu verhalten verdient es meines Erachtens immer, offen und mutig angesprochen zu werden.

Der richtige Ton macht die Musik

Aber immer, wenn ich mich für „Mund aufmachen“ entscheide, macht der richtige Ton die Musik. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich den Teenager im Freibad anschnauze, ob er noch alle Tassen im Schrank hat, mich mit seiner Sch***-Musik zu nerven oder ob ich mit einem kleinen Lächeln sage „Kannst du deine Musik bitte ein bisschen leiser drehen? Das ist mir zu laut.“

Ich kann meine Ex-Kollegin natürlich anpöbeln und sagen „Mensch, jetzt bleib mir doch mal vom Hals, du nervst mich voll!“ Ich kann aber auch ganz achtsam sagen „Ich fühle mich im Gespräch wohler, wenn wir etwas weiter voneinander weg stehen.“

Im Supermarkt würde ich den Vordränglern zwar am liebsten auch zurufen „Du rücksichtsloses A********! Du bist doch noch gar nicht dran!“ Dieser Ausbruch würde aber nur dazu führen, dass der so Angesprochene verbal zurückschießt und wir uns mitten in einer Sandkastenklopperei wiederfinden. Viel souveräner ist die folgende Ansage: „Ich stand vor Ihnen an der Schlange und fände es fair, wenn wir diese Reihenfolge auch an der neuen Kasse einhalten.“ Natürlich wird es immer Menschen geben, die sich auch auf eine noch so achtsame, wertschätzende Ich-Botschaft hin unverschämt und respektlos verhalten. Aber dann ist immer noch Gelegenheit, seinem Ärger etwas unverblümter Luft zu verschaffen.

Weder duldender Duckmäuser noch lärmender Wutbürger

Viele potenziell kritische Situationen können dadurch entschärft werden, dass man einen sachlichen und nicht persönlich angreifenden Ton findet.

Ich habe zum Beispiel jüngst einen Trupp Jugendlicher auf der Mauer neben unserem Haus ganz freundlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir ihre Musik drinnen sehr laut hören und uns diese beim Einschlafen stört. Die jungen Leute reagierten sehr verständnisvoll, drehten die Musik leiser und fragten, ob das so für uns okay wäre. Ich weiß nicht, wie das Ergebnis ausgesehen hätte, wenn ich total aggro das Fenster aufgerissen und losgekeift hätte.

Im Falle des Rasenmäher-Streits in unserer Nachbarschaft hätte ein angemessener und freundlicher Ton jedenfalls viel eher das Problem lösen und den Streit verhindern können. Wäre Nachbar A zu Nachbar B gekommen und hätte gesagt: „Kannst du bitte an einem anderen Tag mähen? Uns stört der Lärm am Sonntag sehr.“ wäre die Situation sicher nicht so eskaliert.

Ich weiß, wie schwierig es manchmal ist, den Ärger auf andere Menschen ein wenig herunterzuschlucken und freundlich die eigene Position vorzubringen. Ich finde diese Anstrengung ist es aber in vielen Situationen wert, um unnötige Streitereien und Animositäten zu vermeiden. Es ist nicht gut, ein schweigender Duckmäuser zu sein, der aus Angst vor Konflikten alles erduldet, aber innerlich kocht. Und ebenso wenig, ein lärmender Wutbürger, der seinem Ärger zwar überall lautstark Luft macht, aber niemals Lösungen herbeiführt. Dann lieber die eigenen negativen Gefühle wahrnehmen und erst mal darum kümmern und dann in einem wertschätzenden und respektvollen Ton unsere Anliegen vorbringen.

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