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Muttertag

Von Bianca Koschel

12. Mai 2020

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Bild von November 1999

Letzte Woche Sonntag war Muttertag. Wahrscheinlich empfinden nicht wenige von uns für diesen Tag eine gewisse Skepsis, die von der Gewissheit rührt, dass es keines bestimmten Tages bedarf, um der vielfältigen Heldentaten zu gedenken, die unsere Mütter im Laufe ihres Lebens für uns begangen haben (ganz zu schweigen vom unrühmlichen historischen Kontext, aus dem heraus dieser Tag entstanden ist).

Und doch kenne ich nur wenige Menschen, die ihrer Mutter an diesem Tag nicht wenigstens eine kleine Aufmerksamkeit oder einen Anruf widmen, ihr ein Blümchen vorbeibringen oder sie zu Kaffee und Kuchen einladen. Dieses Jahr lag der Muttertag inmitten einer Zeit, in der jede persönliche Begegnung, zumal mit betagteren Personen, zur Gewissensfrage wird.

Muttertag in einer Zeit der lauernden Gefahren

Für viele Menschen war der Muttertag die erste persönliche Begegnung mit der Mutter seit Beginn der Beschränkungen im März. Eine Begegnung, die im Vorfeld gut überlegt, mehrfach diskutiert und unter Einhaltung vieler Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt wurde. Und gerade diese ganz bewusste Entscheidung, sich trotz der nach wie vor lauernden Gefahr persönlich zu treffen, machte den Muttertag in diesem Jahr zu einem besonders wertvollen Tag.

Selten habe ich die Anwesenheit meiner Mutter so sehr zu schätzen gewusst wie an diesem Tag, als sie nach so langer Zeit wieder über unsere Türschwelle ging. Selten habe ich so bewusst wahrgenommen, wie wertvoll und kostbar die Zeit mit meinen Eltern ist. Dass es zwar vernünftig und richtig ist, während dieser bedrohlichen Zeit in erster Linie auf Telefon oder Videotelefonie zu setzen, dies aber nicht dauerhaft eine echte, physische Begegnung ersetzen kann.

Berührungen streng verboten!

Einiges, was sonst selbstverständlich ist, war natürlich nicht möglich. Wir haben uns nicht in den Arm genommen oder anderweitig berührt. Es gab kein Kuscheln zwischen Enkelkindern und Großeltern. Hatte man in einem unbedachten Moment doch versehentlich mal einen Schritt zu viel aufeinander zu gemacht, zuckte man regelrecht zurück. Man war sich der großen Verantwortung allzeit bewusst, zu der man derzeit verpflichtet ist.

Und dennoch war es ein Tag großer Nähe und Vertrautheit. Trotz der körperlichen Zurückhaltung wahrscheinlich sogar mehr als in normalen Zeiten. Wie immer, wenn etwas plötzlich nicht mehr selbstverständlich ist, wissen wir den Wert und die Kostbarkeit eines Augenblicks viel eher zu schätzen. Wir werden uns plötzlich darüber bewusst, dass es nicht mehr unendlich viele solcher Begegnungen geben wird, auch ohne Corona.

Aktuell spüren wir, was wirklich zählt

Wie viele kleine und größere Streitereien und Meinungsverschiedenheiten hat es in der Vergangenheit gegeben? Wie oft hat man sich über das Verhalten, über eine Bemerkung oder etwas anderes geärgert, was stattgefunden oder ausgeblieben ist? Das ist natürlich normal und verständlich in jeder menschlichen Beziehung, vor allem, wenn sie durch so viel Abhängigkeiten und Brüche geprägt ist wie die zwischen Eltern und Kindern.

Aktuell spüren sicher manche von uns, was wirklich zählt, was wertvoll und unverzichtbar ist. Für mich ist das nicht, dass ich nicht shoppen gehen, nicht im Fitnessstudio trainieren oder nicht im Restaurant essen kann (all das tue ich gerne und freue mich, dass es wieder möglich ist)! Aber dass ich meine Eltern um mich haben darf, dass ich sie sehen und von Angesicht zu Angesicht mit ihnen sprechen kann. Deswegen bin ich für den vergangenen Muttertag sehr dankbar und froh, dass wir uns trotz allem dafür entschieden haben, den Tag gemeinsam zu verbringen.