Mein Geschenk an dich:

So reagierst du souverän auf Kritik!

 

Genießt du schon oder filmst du noch?

Von Bianca Koschel

18. Februar 2020


Neulich war ich auf einem Konzert. Die Musik war wunderbar, die Stimmung ausgelassen, es hätte eigentlich ein gelungener Abend werden können.

Aber ich konnte mich nicht konzentrieren, weil ein Mann in der Reihe vor mir während der gesamten Darbietung sein Handy in die Luft reckte und alles filmte. Obwohl ich mir die größte Mühe gegeben habe, nicht ihn und sein blödes Handy, sondern das Geschehen auf der Bühne im Blick zu behalten, war ich völlig abgelenkt. Anstatt die Musik und die Bühnenshow zu genießen, habe ich mich geärgert, auch über mich selbst, weil ich nichts gesagt habe.

Ich empfinde es als eine furchtbare Unart, dass manche Menschen Aufführungen jeder Art nicht mehr mit ihren eigenen Sinnen erfahren, sondern sie nur auf einer 16 x 9 cm großen Bildschirmfläche verfolgen. Es ist in meinen Augen rücksichtslos den anderen Zuschauern gegenüber, stundenlang ein elektrisches Gerät in die Höhe zu halten, während diese sich auf das konzentrieren möchten, was auf der Bühne geschieht. Auch den Darbietenden gegenüber zeugt es von mangelnder Achtsamkeit, wenn man ihnen ein schwarzes Rechteck, anstatt die volle Aufmerksamkeit entgegenbringt.

Man mag einwenden, ich sei einfach engstirnig und unflexibel, weil es mir nicht gelingt, das filmende Gerät einfach auszublenden und mich auf die Bühnenaktion zu fokussieren. Schließlich bin ich auch jemand, der gerne bei YouTube Konzertmitschnitte ansieht und froh ist, dass andere Menschen sowas filmen und anschließend hochladen. Und außerdem, gilt nicht die Maxime „Leben und leben lassen!“?

Klar, ich habe Verständnis dafür, dass man einen besonderen Anlass gerne filmen und für die Ewigkeit festhalten möchte. Dass man sich bestimmte Momente immer wieder ansehen und sie mit anderen teilen möchte. Aber es stört mich, wenn ich über den Köpfen überall Smartphones sehe. Es zerstört die Atmosphäre, wenn Menschen, anstatt auf das Geschehen selbst, ihre Augen auf einen Bildschirm richten. Leider bildet es einen Zeitgeist ab, mit dem ich mich nicht anfreunden kann: nicht der einzigartige Moment ist ausschlaggebend, sondern das perfekte Bild davon.