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Emotionale Schnellschüsse in Gesprächen vermeiden

Schneller reden als denken

Von Bianca Koschel

14. Juni 2022

Emotionen, Freiheit, Opferrolle, Reiz-Reaktions-Schema

“Ich haue manchmal Worte raus, bevor ich überhaupt nachgedacht habe. Besonders, wenn mich etwas und jemand in Gesprächen emotional triggert. Hinterher könnte ich mich oft in den Popo beißen, weil ich so unsachlich war und die Dinge unnötig hart formuliert habe“

Kennst du diese „verbalen Schnellschüsse“ auch, über die meine Kursteilnehmerin M. bei unserem letzten Zoom-Call berichtet hat? Ich habe mich jedenfalls direkt angesprochen gefühlt, denn auch ich kenne diese Situationen nur allzu gut aus eigener Erfahrung.

Besonders emotionale Menschen haben damit zu kämpfen, dass ihre Gefühle in Gesprächen oft sehr schnell sehr hoch kochen. Dann fallen oft unbedachte Worte, die man hinterher bereut und die manchmal nicht mehr aus der Welt zu schaffen sind.

Was kann man aber tun, wenn man, wie ich leider auch, ein Mundwerk hat, was gerne schon abfeuert, bevor das Gehirn überhaupt die Chance hatte, „Wart‘ mal kurz!“ zu murmeln?

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum

Es gibt ein ganz wunderbares Zitat des österreichischen Psychiaters Victor Frankl: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion“.

Ich finde, in diesen beiden Sätzen steckt die Lösung für das oben genannte Problem. Wir müssen diesen Raum wahrnehmen und nutzen, bevor unsere Reaktion sich von selbst auslöst.

Und ja, ich weiß, dass das schwierig ist. Wenn ich richtig getriggert bin und meine Emotionen einschießen, fällt es mir schwer, etwas anderes als diese Emotion wahrzunehmen. Aber weil ich mich und mein Reiz-Reaktions-Schema kenne, habe ich mir ein Code-Wort ausgedacht, mit dem ich meinen automatischen Reiz-Reaktionsmechanismus zumindest kurz unterbrechen kann.

Dieser Code lautet, in Anlehnung an das Fankl-Zitat, einfach „RAUM!“. Wenn ich also spüre, dass meine Pferde kurz davor sind, mit mir durchzugehen, sage ich mir schnell das Wort „RAUM!“. Es bedarf ein wenig Übung, aber mittlerweile schaffe ich das noch BEVOR sich mein übliches Reaktiosmuster von selbst aktiviert. Die Unterbrechung sorgt in den meisten Fällen (nicht in allen, das gebe ich zu!) dafür, dass ich kurz innehalte. Und in diesem kurzen Innehalten liegt die große Chance, den von Frankl erwähnten Raum wahrzunehmen. Wenn uns das gelingt, haben wir die Macht, über uns selbst zu bestimmen!

Wir schenken uns Wahl anstatt Opfer zu sein

Ich KANN jetzt meine scharfe Äußerung raushauen! Wütend oder emotional berührt genug bin ich allemal. Ich KANN aber auch einfach weiter wahrnehmen, was in mir passiert. Kann meinen stürmischen Gefühlen RAUM geben, ohne sie gleich auf mein Gegenüber loszulassen. Während ich früher stets Opfer meiner eigenen Impulsivität war, schenke ich mir heutzutage durch diesen kurzen Raum die Wahl, ob ich reagieren oder erstmal innehalten möchte.

Es klappt nicht immer, das will ich hier nicht verhehlen! Es gibt immer noch Situationen, in denen ich in meine alten Muster tappe und mir Luft mache, bevor ich mir selbst meinen Befehl zurufen kann. Oder ich bin so stark emotional involviert, dass das Code-Wort nicht stark genug ist. Das ist in Ordnung, ich bin und bleibe schließlich ein emotionaler Mensch und das ist auch gut so!

Aber ich merke doch, in wie vielen Situationen ich jetzt viel beherrschter bin als früher. Und ich genieße es, dass ich fast immer selbst entscheide, ob ich heftig reagieren möchte oder nicht. Im privaten Kontext passe ich meistens nicht so sehr auf. Da entschlüpft mir noch viel häufiger eine unbedachte Reaktion. Aber das finde ich okay, denn schließlich sind meine Freunde und meine Familie bestens mit mir und meiner Natur bekannt und lieben mich gerade wegen meiner Impulsivität (hoffe ich zumindest☺ ).

In der Wahl unserer Reaktion liegt die Freiheit

Im beruflichen Umfeld habe ich jedoch in den letzten Jahren auf diese Art und Weise sehr gut gelernt, meine spontanen negativen Gefühle erst einmal für mich zu sortieren, bevor ich reagiere. Das gibt mir eine große innere Sicherheit, weil ich mich nicht mehr, wie früher, wie eine tickende Zeitbombe fühle, die jederzeit hochgehen und Porzellan zerschlagen kann.

Ich gehe ganz anders in wichtige Job-Gespräche oder Verhandlungen rein, denn ich weiß, dass ich meine Emotionen im Griff habe, ohne sie zu unterdrücken. Denn das ist für mich der große Unterschied. Ich unterdrücke meine Gefühle nicht! Das würde mich innerlich explodieren lassen. Ich nehme meine Gefühle wahr und gebe ihnen den Raum, den sie brauchen.

Vielleicht ist diese (ich nenne sie mal) RAUM-Methode auch etwas für dich? Du kannst dir natürlich auch einen ganz anderen Begriff ausdenken. Einen, der für dich passt und bei dem du spürst, dass er dir dabei hilft, diesen wertvollen Raum zwischen Reiz und Reaktion wahrzunehmen, mit dem du dir selbst Freiheit schenkst.

Das Zitat von Victor Frankl geht nämlich eigentlich noch weiter: „In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

Wie immer habe ich diesen Beitrag auch als Video auf YouTube hochgeladen. Hier kannst du es dir ansehen

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