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Ein Schmuckkästchen voller Erinnerungen

Von Bianca Koschel

10. März 2020


Die Ohrringe auf dem Bild habe ich von meiner Patentante „Itta“ bekommen, als ich fünf Jahre alt war. Gegen den Willen meines Vaters (aber natürlich mit der Zustimmung meiner Mutter) ging sie damals mit mir zum Juwelier, um mir meinen größten Wunsch zu erfüllen und ließ mir Ohrlöcher stechen.

Mittlerweile trage ich diese kleinen Gebilde aus Silber und Koralle nur noch äußerst selten. Und auch mit meiner Patentante habe ich wenig Kontakt. Trotzdem macht es mich glücklich und dankbar, Dinge zu besitzen, die mich schon fast mein ganzes Leben lang begleiten.

Ich miste gnadenlos aus!

Davon gibt es nicht mehr viele, denn im Gegensatz zu den meisten Mitgliedern meiner Familie, habe ich keinerlei Anlagen zum Sammeln oder Horten. Ich hänge mein Herz im Allgemeinen nicht an Gegenstände und was ich nicht mehr brauche, trage oder benutze, schmeiße ich in der Regel sehr emotionslos weg, verschenke oder spende es. Und das nicht erst seit Marie Kondo!

Ich würde beispielsweise niemals ein Kleidungsstück behalten, nur weil ich darin meinen ersten Kuss bekommen, mein Staatsexamen bestanden oder ein unvergessliches Konzert besucht habe.

Schmuck begleitet mich ein Leben lang

Bei Schmuck sieht die Sache anders aus. Schmuck nimmt kaum Platz weg und ist oft aus edlen Materialien gefertigt. Niemals würde ich ein Schmuckstück wegwerfen, außer vielleicht billigen Modeschmuck. Ich verschenke ihn ausschließlich an Familienangehörige oder sehr enge Freunde. Schmuckstücke sind (abgesehen von Fotos, Briefen oder amtlichen Dokumenten) die einzigen Gegenstände, die mein Leben begleiten und zahlreiche Geschichten erzählen könnten.

Da ist zum Beispiel der kleine Kettenanhänger in Form einer Flöte. Den hat mein Vater mir, damals etwa sechs Jahre alt, geschickt, während er sich wochenlang auf einer Kur befand. Oder der auffällige Silberschmuck, den meine Mutter mir zum bestandenen Abitur geschenkt hat. Ich besitze mehrere Ringe von Männern, die in jungen Jahren mein Herz erobert und mir Nächte voller Liebeskummer beschert haben. Ein winziger goldener Anhänger mit einem Amethyst ist das letzte Andenken an meine verstorbenen Oma. Viele Stücke habe ich von diversen Reisen mitgebracht oder mir für ganz besondere Anlässe zugelegt. Die Krönung meines persönlichen Schatzkästchens sind zwei eigens für mich angefertigte Schmuckstücke aus Gold, die ich zur Geburt meiner Kinder bekommen habe.

As time goes by…

Keins meiner Schmuckstücke ist in materieller Hinsicht wertvoll. Sie besitzen für mich, die ansonsten wenig Sinn für das Anhäufen von Erinnerungsstücken hat, einen großen ideellen Wert. Sie alle wohnen in einem edlen Zuhause aus dunkelrotem Leder. Ab und zu hole ich sie heraus und denke an all die vielen Geschichten und Menschen, die mit ihnen verbunden sind. Ist es ein Zeichen des Älterwerdens, dass man irgendwann so gerne in alten Erinnerungen kramt? Welche Dinge holt ihr heraus, wenn ihr den Wunsch verspürt, in vergangenen Zeiten zu schwelgen?